Vernetzte Utopien – was zählt, ist das Wir-Gefühl
07.11.2024. Unsere Welt steht Kopf. Ein politisches Schreckensszenario jagt das nächste. Passender hätte der Zeitpunkt wohl kaum sein können, um mit inspirierenden Vorträgen zu Utopien und mit berührenden Geschichten zu einer gerechteren und solidarischeren Welt ein Gegengewicht zu setzen. Die vier Fachstellen Promotor:innenprogramms aus den Bereichen „Dekoloniale Perspektiven im entwicklungspolitischen Engagement“, „Globales Lernen“, „Fairer Handel“ und „Klima- und Ressourcengerechtigkeit“ von hamburg.global hatten den Wunsch, mit dieser Veranstaltung einen ersten Impuls zu setzen, um eine solidarische Welt gemeinsam zu gestalten. Dafür braucht es Utopien. Aber wie denken wir Utopien? Was trauen wir uns zu? Darf es auch zur Dystopie werden?
In offener, entspannter Atmosphäre konnten die rund 40 interessierten Teilnehmer:innen den Interviewfragen folgen, die sich die Eine-Welt-Promotor:innen gegenseitig stellten, um die Arbeit der jeweils anderen besser kennenzulernen. Dieses Format setzte von Beginn an viel Begeisterung frei, vor allem bei den Promotor:innen. Drei der vier Fachstellen hatten zusätzlich eine Storytellerin im Gepäck, die lebendig und fantasievoll zu neuem Denken im Sinne der globalen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit anregten und Impulse mit ihren Geschichten setzten. Schon früh zeichnete sich ab, dass das zentrale Element im Denken und Handeln das Gefühl der Verbundenheit ist, was auf allgemeine Zustimmung traf.
Was für viele noch unverstellbar ist, ist für Andere schon Realität, indem sie aktiv werden. So hat zum Beispiel Jette Ladiges, Geschäftsführerin von El Puente ihre Geschichte erzählt und startete mit dem Leitbild vom Unternehmen:
„Für alle Visionär*innen. Für alle, die Wirtschaft verändern wollen.
Für alle, die Mensch und Umwelt vor Profit stellen.
Gemeinsam machen wir aus gerechtem Handel Zukunft! Das klingt utopisch?
Wir machen das. Verantwortungsvoll. Kooperativ. Revolutionär.“
In der weiteren Erzählung von Jette wurde deutlich, wie wichtig es ist, die jeweils andere Situation des Gegenübers im Blick zu haben bzw. sich darauf einzulassen. Nur so werden Utopien zu einer lebbaren Realität und nur so können Ängste vor Neuem überwunden werden.
Dieser und weitere Aspekte wurden in der Keynote von Kajan Luc zu Utopien für eine globale Gerechtigkeit aufgegriffen. Auf der Basis einer bewegenden persönlichen Geschichte baute sie die Brücke zu ihrem eigenen Schaffen: Durch Realtitätschecks, das Umreißen von Utopien und die Schilderung ihrer Arbeit mit Kindern betont sie, dass Gemeinschaft, Vernetzung und Raum für Geschichten wirklich etwas bewegen können. Auch den Dystopien wurde ihre Berechtigung zugestanden. Sie treten vermehrt in Zeiten des Umbruchs auf. Wie bei so vielem greift auch hier das Prinzip der Dualität – ohne Dystopien keine Wertschätzung der Utopien.
Damit wurden die Teilnehmer:innen nicht nur nachdenklich, sondern auch beschwingt und hoffnungsvoll in die Pause und anschließende Workshop-Phase entlassen. Neben der Stärkung mit veganem, bio-fairem Finger Food von Bujah Bowls eine erste Gelegenheit zum Reflektieren, Austausch und Netzwerken.
Im letzten Teil des Abends bekamen fünf ausgeloste Gruppen die Gelegenheit mit unterschiedlichen Schwerpunkten spielerisch eine eigene Utopie ohne jegliche Schranken und Limitierungen zu entwickeln. Eine kurze Vorstellung der zum Teil einfallsreichen Ergebnisse bildete den inhaltlichen Abschluss der Veranstaltung bevor zu einem gemütlichen Ausklang des Abends eingeladen wurde. Zur Zusammenfassung und Dokumentation dieses gelungenen Events haben sich die Promotor:innen etwas ganz Schönes einfallen lassen: Mittels Graphic Recording von Katharina Keienburg wurde der Verlauf des Abends live sehr anschaulich visuell festgehalten.
Fotos: Kati Jurischka | Graphical recording: Katharina Keienburg