Lukas Pfretzschner ist unser „Mach dich Fair!“-Botschafter.
Mit dem Beachvolleyball-Nationalspieler Lukas Pfretzschner haben wir einen tollen Kampagnen-Botschafter aus dem Sport an unserer Seite. Sein Statement: „Fairer Handel und Sport passen super zusammen! Die Vorbildrolle, die ich als Nationalspieler habe, möchte ich unbedingt nutzen, um den Fairen Handel und ganz besonders die Fair Trade Stadt Hamburg zu stärken.“
Seit 2022 spielen Lukas und sein Partner Robin Sowa nicht nur für das deutsche Nationalteam, sondern auch für den FC St. Pauli. Weil er keinen Ausrüster gefunden hat, der sie mit leistungsfähiger, hochwertiger und auch noch nachhaltiger Sportkleidung ausstatten konnte, hat Lukas sein eigenes Label gegründet: Reset Sports.
Nachgefragt: Lukas im Interview
Wir haben mit Lukas darüber gesprochen, was er anders macht, was er sich von anderen Akteur:innen aus dem Sport wünscht und sich für die Zukunft erhofft. Zunächst wollten wir aber natürlich wissen, warum er sich als Botschafter für unsere Kampagne engagiert.
Ich habe in der Schule angefangen Volleyball zu spielen und das hat mir riesigen Spaß gemacht. Mit 17 Jahren bin ich auf das Schul- und Leistungssportzentrum Berlin gegangen. Dort habe ich angefangen mehrmals täglich zu trainieren und dem Leistungssport mein Leben zu widmen. Vor anderthalb Jahren bin ich nach Hamburg gezogen und nun spiele ich als Nationalspieler Turniere in aller Welt.
Ich finde, dass Sport und Nachhaltigkeit vom Werteverständnis zusammenhängen, das aber leider noch viel zu wenig genutzt wird. Als ich noch in Berlin wohnte, habe ich in Zusammenarbeit mit der Initiative „Sport handelt Fair“ und dem Bezirksamt Lichtenberg einen Fairen Beachday organisiert. Der Tag war ein voller Erfolg und als ich hergezogen bin, dachte ich, das kann man doch auch in Hamburg machen! So bin ich auf die Kampagne aufmerksam geworden.
Was waren deine ersten Berührungspunkte mit dem Thema Nachhaltigkeit?
Woher meine Grundmotivation nachhaltig zu leben kommt, kann ich gar nicht so richtig sagen. Die hat glaube ich heute fast jede:r, mehr oder weniger ausgeprägt. Der Auslöser mein eigenes Label Reset Sports zu gründen, war, dass ich keinen Ausrüster gefunden habe, der mich hochqualitativ und nachhaltig ausstattet. Also habe ich geschaut: Was macht Sportausrüstung eigentlich nachhaltig? Wie können Ausrüster das gewährleisten? Und dann beschlossen es einfach selber zu machen. Diese Entscheidung, meine eigene Sportausrüstung zu produzieren, hat dazu geführt, dass ich mich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt habe. Und jetzt bin ich seit ca. zwei Jahren dabei mich immer weiter in dieser Thematik fortzubilden und entsprechend handeln zu wollen.
Wie seid ihr vorgegangen?
Zunächst einmal mussten wir Menschen mit Kontakten zu Produktionsstätten finden, die schon Erfahrung im Bereich nachhaltiger Textilproduktion haben und uns mit Lieferketten beschäftigen. Dann haben wir viele Studien über Nachhaltigkeit und Zertifikate gelesen und uns mit Fair Trade und GOTS (Global Organic Textile Standard) auseinandergesetzt.
Die Grundmotivation bei mir nachhaltiger zu produzieren kam aber zunächst gar nicht über die Stoffe, sondern eher durch die Stückzahl und die damit einhergehende Überproduktion. Ich habe zum Beispiel Ausrüster gehabt, die haben mir eine ganze Reisetasche mit ihrem Branding geschickt. Da waren Sachen im Wert von 2.500 € drin! Das konnte ich unmöglich alles anziehen, vieles hat auch gar nicht gepasst. Der viele Textilmüll, der da produziert wurde, hat mich extrem geärgert. Mit Reset Sports haben wir einen anderen Ansatz – wir schauen, was wir brauchen und erst dann produzieren wir, auf Nachfrage sozusagen. Hinter die ganzen Produktionsprozesse zu blicken, hat extrem lange gedauert und ich lerne immer noch jeden Tag dazu.
Welchen Herausforderungen seht ihr euch aktuell gegenüber?
Alle Herausforderungen zu nennen würde hier den Rahmen sprengen… Für mich ist das Grundproblem, dass sich Kapitalismus nicht mit Nachhaltigkeit vereinbaren lässt. Im gewinnorientierten Wirtschaften ist Nachhaltigkeit eher ein Störfaktor. Deshalb muss man schauen, wie man Nachhaltigkeit in Geschäftsprozesse integrieren kann, so dass sie trotzdem gewinnorientiert sind. Social Business ist das Stichwort.
Was motiviert dich?
Mich motiviert das Gefühl etwas zu bewirken. Also, das Potential zu haben wirklich etwas verändern zu können. Denn, ich glaube, dass ich allein durch die nachhaltige Gestaltung meines „Privatlebens“ fast nichts bewirken kann. Natürlich ist das trotzdem wichtig, aber wenn man dann gleichzeitig von 18.000 Leerflügen der Lufthansa in der Zeitung liest, dann entmutigt das einen. Und da habe ich das Gefühl, dass ich auf Unternehmensebene und über die öffentliche Plattform, die der Sport mir bietet, mehr bewirken kann.
Welchen Satz kannst du nicht mehr hören?
Viel zu viele. Aber ich habe nichts Spezifisches. Ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt, dass es keine einfache Lösung gibt und keine leichten Antworten auf schwierige Fragen. Das ist natürlich super unbefriedigend und deshalb suchen sich die Leute genau diese leichten Antworten.
Was wünscht du dir von anderen Sportler:innen, Verbänden, Ausrüstern, Fans…?
Das Wichtigste ist, ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass Nachhaltigkeit seinen Preis hat. Wir in Deutschland sind extrem privilegiert in unserer Lebenssituation und haben die Möglichkeit diesen Preis zu zahlen. Gar nicht nur aufs Geld, sondern zum Beispiel auch auf Einsparungen, bezogen. Ich denke diesem Privileg sollte man sich bewusst sein, dann sind wir schon ein ganzes Stück weiter.
Was erhoffst du dir für die Zukunft?
Dass mehr Unternehmen den gleichen Weg einschlagen wie ich. Ich würde mich zwar nicht als Unternehmer betiteln, aber ich würde mir von Unternehmen wünschen, dass sie das, was wir bei Reset Sports im kleinen Stil machen, im großen Stil machen. Und dass die Wirtschaft die nachhaltige Entwicklung unterstützt.
Nachhaltigkeit hat ja drei große Bereiche: Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. In der Gesellschaft findet gerade ein Wandel statt und in der Politik ein von der Gesellschaft bedingter Wandel, der aber super träge ist. Und in der Wirtschaft findet noch fast gar nichts statt – zumindest auf die Textilindustrie bezogen. Es ist wichtig zu verstehen, dass sich diese drei Bereiche beeinflussen. Es gibt keine gesellschaftliche Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit, wenn die Wirtschaft nicht mitzieht und genauso wenig, wenn die Politik nicht mitspielt.
Wie reagieren die Menschen auf solche Aussagen?
Grundsätzlich positiv! Natürlich gibt es auch Diskussionen und ablehnende Haltungen. Am Ende ist Nachhaltigkeit ja auch ein ethisches Thema: Wie viel bin ich bereit von meinem jetzigen Wohlstand abzugeben, damit zukünftige Generationen ein gutes Leben haben? Das muss jede:r für sich entscheiden und diese Entscheidung kann ich niemandem abnehmen. Kritik erfahre ich persönlich vor allem wegen meiner sportbedingten vielen Flüge. Ich bin Leistungssportler, ich habe etliche Flugmeilen pro Jahr und setze mich trotzdem für Nachhaltigkeit ein. Aber dadurch entsteht auch oft eine Diskussion und die ist super wichtig zu führen. Deswegen freue ich mich eigentlich eher, wenn mir Menschen kritisch begegnen. Natürlich freue ich mich aber auch über positives Feedback, denn das macht mir Mut am Ende!
Die Kampagne “Hamburg, mach dich Fair!” wird gefördert durch die Freie und Hansestadt Hamburg.