KOSMOS Rückblick – Kaffee: Eine Geschichte zu Genuss und Gewalt

Am Samstag, dem dritten Tag der Aktionswoche KOSMOS waren Laura Nadolski und Toni Keppeler zu Gast im Jupiter, um mit dem Publikum über Kaffee und seine Verstrickungen mit Geschichten von Gewalt, Genuss, aber auch Widerstand zu sprechen.

Die Lesung und Verkostung

„Durchschnittliche Mitteleuropäer trinken zwei oder drei Tassen Kaffee am Tag, Nordeuropäer noch mehr. Kaum jemand denkt dabei an die Arbeit, die Armut und die Umweltzerstörung, die in dieser Alltagsdroge stecken.“

Foto: Hanna Bork

So leitet der Klappentext des Buches „Kaffee: Eine Geschichte von Genuss und Gewalt“ ein. Der Journalist Toni Keppeler, die Umwelt- und Klimawissenschaftlerin Laura Nadolski und die Kaffee-Sommelière Cecibel Romero schreiben eindrucksvoll über den Anbau, die Ernte und den Handel mit Kaffee in Südamerika. Anhand der Geschichte des Kaffees, vom Ursprung im Jemen und seiner Verbreitung in die ganze Welt, angefeuert durch den Versklavungshandel und den europäischen Imperialismus zeichnen die drei Autor:innen eine Geschichte des Kaffees, die die hartnäckige Beständigkeit sozialer, ökologischer und ökonomischer Machtstrukturen verdeutlicht.

Laura Nadolski zieht Verbindungen vom übermäßigen Kaffeekonsum der Menschen im Globalen Norden zu den sozialen Folgen und den ökologischen Schäden des Kaffeeanbaus durch Übersäuerung der Böden, Brandrodung und Entwaldung in den Anbauländern sowie zur Klimakrise.

Foto: Hanna Bork

Toni Keppeler ergänzte mit historischen Exkursionen in verschiedene Länder Südamerikas und die Verwebungen von Kaffee, Kolonialismus und Ausbeutung.

„Auf vielen Plantagen gilt noch heute, was man in Lateinamerika sagt: Kaffee wird auf Armut angebaut.“

Dass dies nicht so sein muss, und dass Kaffeebäuer:innen auch würdig von ihrer Arbeit leben können, legen Laura und Toni im zweiten Teil ihrer Lesung dar. Kaffeeherstellung braucht Zeit. Ausgebeutete und schlecht bezahlte Kaffeebäuer:innen haben diese Zeit für eine wochenlange Lufttrocknung nicht, was sich negativ auf die Qualität des Kaffees auswirkt. Nach der ersten Stunde, in der die Autor:innen eine Reise durch die Geschichte und Gegenwart des Kaffeeanbaus mit Fokus auf die negativen Auswirkungen legen, verköstigen sie vier verschiedene Kaffeesorten mit den Besucher:innen: Von einem Standard Kaffee aus dem Supermarkt bis hin zu einem edlen Produkt aus fairer und nachhaltiger Produktion werden die Geschmacksunterschiede deutlich.

Foto: Hanna Bork

Die Autor:innen machen auch deutlich, dass selbst auf Fairtrade-zertifizierten Plantagen ausbeuterische Arbeitsbedingungen und selbst Kinderarbeit nicht ausgeschlossen werden können. Auf der Frage nach Alternativen zu dem von Gewalt, Genozid und Versklavung geprägten Kaffeehandel verweist Toni am Schluss der Veranstaltung auf die positiven Veränderungen im Weinhandel, wo sich die Arbeitsbedingungen in den letzten 30 Jahren verändert hätten, vor allem durch den zunehmenden Verkauf in Fachgeschäften und der steigenden Bereitschaft von Konsument:innen, mehr für ihren Wein zu zahlen. Im Fall des Kaffeekonsums gehe ein höherer Preis für das Endprodukt oft mit besseren Arbeitsbedingungen und umweltverträglicheren Anbauverhältnissen einher. Das Grundproblem jedoch bleibe strukturell und erfordere einen Wandel im globalen Wirtschafts- und Handelssystem, so die Autor:innen – eine Vision, die auch vom Fairen Handel verfolgt wird.

Foto: Hanna Bork

Bei der Veranstaltung waren 32 Personen zu Gast. Im Vorfeld wurden zahlreiche Hamburger Röstereien, Kaffeehändler:innen und Sommelière eingeladen, um den Austausch in der Hamburger Kaffeeszene zu fördern. Im Anschluss an die Lesung fand dann auch ein spannender informeller Austausch zwischen Laura und Toni, Vertreter:innen eines Kaffeekollektives und dem Publikum statt. Trotz einiger technischer Probleme ist die Veranstaltung sehr gut gelungen.