Enges Kopf-an-Kopf-Rennen beim 11. Hamburger Fair Trade
Hochschulwettbewerb
Hamburg, 24.06.2025. Zum elften Mal fand in diesem Jahr die Siegerehrung des Hamburger Hochschulwettbewerbs „Hamburg! Handelt! Fair! – Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam für den Fairen Handel“ statt. Auch in diesem Jahr wurde der geografische Fokus auf in der Metropolregion Hamburg ansässigen Unternehmen ausgeweitet. Auf dem ersten Siegertreppchen standen am Dienstag gleich zwei Teams: die Hochschule Fresenius, die mit der Brauerei ÜberQuell kooperierte und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW Hamburg) die ein Konzept für das BahnhofsCaFée in Buchholz entwickelte.
In den letzten 11 Jahren arbeiteten in 54 Einzelkooperationen 45 Unternehmen mit 13 Hochschulen zusammen. Über 900 Studierende setzten sich intensiv mit dem Fairen Handel auseinander, entwickelten Marketing- und Kommunikationskonzepte für ihre Partnerunternehmen und konnten so ihre theoretischen Kenntnisse in der Praxis anwenden. Für viele Unternehmen war es die erste Kooperation mit einer Hochschule.
Fotos von der Preisverleihung im Hamburger Rathaus
Bildrechte: Kati Jurischka/HKHH
Zwei sehr unterschiedliche Konzepte teilen sich den ersten Platz
Die Studierendengruppen der Hochschule Fresenius und der HAW Hamburg gingen punktgleich aus der Jurysitzung hervor und teilen sich in diesem Jahr das Siegertreppchen.
Das Team der Hochschule Fresenius überzeugte die zehnköpfige Jury mit ihrem Marketingkonzept für das Weihnachtsbier Julebryg der Brauerei ÜberQuell. Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit waren u.a. eine umfassende Umfrage mit über 350 Teilnehmenden und das Markensteuerrad. Davon leiteten die Studierenden Schritt für Schritt sowohl Online- als auch Offline-Maßnahmen zur stärkeren Vermarktung des Weihnachtsbieres ab: von einer neuen Flaschengröße, über informative Bierdeckel bis hin zu kreativen Ideen für Instagram & Co.
„Es war ein großartiges Projekt, bei dem unsere Studierenden wichtige Methoden und Instrumente des Marketings auf die Praxis anwenden konnten. Mit viel Spaß und tollen Ideen haben sie mitten im Sommer ein Marketingkonzept für das Weihnachtsbier Julebryg entwickelt. Wir freuen uns schon jetzt darauf, wenn Axel Ohm und sein Team von Überquell unser Konzept ab Mitte November umsetzen.“,
so Dr. Kerstin Bruchmann, die als Professorin für Marketing und Marktforschung ihre im Sommersemester bei dem Kooperationsprojekt begleitete. Auch Unternehmer Axel Ohm, Gründer und Geschäftsführer von ÜberQuell freut sich über die Ergebnisse:
„Wir glauben an Biervielfalt, Fairness und frische Perspektiven. Gemeinsam mit den Studierenden der Hochschule Fresenius bringen wir all das in die Flasche – und mit ihren frischen Marketingideen direkt auf die große Bühne, nicht nur auf den Tresen.“
Von den Ergebnissen der Studierenden der HAW Hamburg war die Jury nicht weniger begeistert. Ihre Aufgabe war, für das BahnhofsCaFée Buchholz zu prüfen, ob die Einführung von mehr fair gehandelten Produkten auch für die Kund:innen attraktiv ist, welche Produkte sich am besten für eine Umstellung eigenen und welche Auswirkungen dies auf Ein- und Verkaufspreis haben würde. Die Gruppe beschäftigte sich eingehend mit der Recherche nach fair gehandelten Zutaten für die selbst gebackenen Cookies des Unternehmens sowie mit deren Preisgestaltung und Vermarktung am Verkaufskiosk auf dem Bahnsteig. Dabei ließ sie auch andere Produkte nicht aus dem Blick.
Dr. Christoph Wegmann, Marketingprofessor an der HAW Hamburg war ebenfalls begeistert von den Ergebnissen:
„Die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure war hervorragend und der Wettbewerb ist ein tolles Beispiel dafür, wie die Freie und Hansestadt Hamburg, die Hochschulen, NGOs und Betriebe erfolgreich zusammenarbeiten können. Das hat auch die Studierenden motiviert, eine „Extra-Meile“ zu gehen. Dabei war die Förderung von fair gehandelten Produkten vielen Studierenden ein besonderes Anliegen. Es war ein toller Wettbewerb und ich freue mich natürlich besonders, dass wir am Ende vorne mit dabei waren.“
Johanna Rolf, Inhaberin des BahnhofsCaFées Buchholz brachte in ihrem Feedback an die Studierenden zum Ausdruck, dass sie mit vielen Ergebnissen des Teams weiterarbeiten wird:
„Die Umstellung von konventionellen auf Fair-Trade-Produkte ist mit der Umstellung auf vegane Produkte vergleichbar. Es bedarf genauer Planung, aber letztlich ist sie umsetzbar – und ändert die Welt! Ich habe vor, alle Zutaten, die in Fair Trade-Qualität erhältlich sind, zukünftig für unsere Cookies zu verwenden.“
Den zweiten Platz belegte die Fachhochschule Wedel mit ihrem Marketingkonzept für die FAIRflixt.goot-Produkte der Fairtrade-Stadt Norderstedt mit nur zwei Punkten hinter Platz 1. Der Zusammenschluss aus Stadtverwaltung Norderstedt, Stadtmarketing Norderstedt und Weltladen Norderstedt bietet bereits seit Jahren den eigenen fairen Stadt-Kaffee und die auch faire Stadt-Schokolade an. In diesem Jahr wurde das Design geändert und es wurde nach neuen Absatzmärkten gesucht. Das Besondere: Die Studierenden waren während der Kooperation bereits selbst aktiv an der Umsetzung verschiedener Vor-Ort-Maßnahmen beteiligt.
Nur drei weitere Punkte trennten den dritten Platz vom zweiten: Die Hamburg School of Business Administration (HSBA) erarbeitete für ihren Kooperationspartner, das Hotel an der Marienkirche in Lübeck ein Konzept, das die bereits verwendeten fairen Produkte sichtbarer machen, neue Zielgruppen ins Hotel bringen und die Sichtbarkeit auf Buchungsplattformen erhöhen sollte.
Darüber hinaus nahm die Leuphana Universität Lüneburg am Wettbewerb teil. Sie entwickelte für die Online-Plattform „ueberlegen.coop“ des Kollektivs Überlegen ein Marketingkonzept entwickelte das zu einer höheren Bekanntheit und zur Gewinnung neuer Kund:innen führen sollte.
Das Team der Hamburg University Business School der Universität Hamburg erarbeitete für das UniKontor ein Konzept zur Weiterentwicklung des Online-Shops zu einem Marktplatz bei dem Community-Building und der faire Handel im Mittelpunkt stehen sollen.
Einige Jurymitglieder sind bereits seit der ersten Stunde des Hochschulwettbewerbs mit an Bord. Alle langjährig Beteiligten waren sich einig, dass die Qualität der Beiträge von Jahr zu Jahr zugenommen hat: Insbesondere die Präsentationen werden immer professioneller und auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz war nicht zu übersehen.
Christine Prießner von der Fair Trade Stadt Hamburg freut sich immer wieder, dass so spannende und innovative Ideen für die Unternehmen erarbeitet werden:
„Es ist jedes Jahr eine kleine Herausforderung, neue Unternehmen oder Organisationen zu finden, die beim Wettbewerb dabei sein wollen. Umso schöner ist es, wenn die Beteiligten begeistert aus dem Wettbewerb herausgehen und ihre Motivation so deutlich wird. Denn das motiviert auch uns, immer wieder in den nächsten Durchlauf zu starten“.
Katharina Keienburg von der Innovations Kontakt Stelle Hamburg ergänzt:
„Ich freue mich sehr, dass die Studierenden auch in diesem Jahr ihre wissenschaftlichen Kenntnisse dazu eingesetzt haben, Marketingkonzepte zu entwickeln, die passgenau auf ihre Kooperationspartner:innen abgestimmt waren, damit diese sie in der Praxis einsetzen können.“
Über den Hochschulwettbewerb
Seit elf Jahren führen die Fair Trade Stadt Hamburg (FTS HH) und die Innovations Kontakt Stelle (IKS) den Hamburger Fair Trade Hochschulwettbewerb zusammen durch. Ziel des Wettbewerbs ist es, den Fairen Handel sichtbarer zu machen, Studierende für das Thema zu sensibilisieren und die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft zu stärken. Die Anbahnung der Kooperationsprojekte wird im Vorfeld durch die IKS Hamburg vorgenommen. Bewertet wurden die Arbeiten von einer zehnköpfigen Jury mit Vertreter:innen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und der Stadt Hamburg. Alle Gewinner:innen erhalten eine Urkunde und nehmen an der feierlichen Siegerehrung in der HSBA teil. Schirmpatin des diesjährigen Hochschulwettbewerbs ist Senatorin Dr. Melanie Leonhard, Präses der Behörde für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg.
Mehr Infos sowie ein Überblick über alle Teilnehmer-Projekte:
https://www.fairtradestadt-hamburg.de/mitmachen/hamburger-fair-trade-hochschulwettbewerb/hochschulwettbewerb-2025/
Fair Trade Stadt Hamburg
Hamburg ist seit 2011 Fair Trade Stadt und damit Teil eines weltweiten Netzwerks von über 2.200 Fairtrade-Towns. Neben dem Hochschulwettbewerb führt die Projektstelle zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit, z.B. für die Faire Woche durch, um für den Fairen Handel zu sensibilieren. In aktiven Workshops für Unternehmen, Organisationen als auch für Hochschulen oder Sportvereinen werden die Lieferketten von z.B., Sportbällen, von Metallen oder von Lebensmitteln herangezogen, um auf die menschenunwürdigen Arbeits- und Produktionsbedingungen aufmerksam zu machen. Ansporn der Projektkoordination ist es, die Akteur:innen zu vernetzen um so mehr Synergien für den Fairen Handel zu generieren. Träger des Projekts ist der Verein Mobile Bildung für die Eine Welt in Norddeutschland e.V.
https://www.fairtradestadt-hamburg.de/
IKS Hamburg
Die IKS Hamburg unterstützt seit 2011 Start-ups, etablierte Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen bei der Zusammenarbeit in technischen und nicht-technischen Bereichen. Sie wird finanziert von der Handelskammer Hamburg sowie der Freien und Hansestadt Hamburg.