Kaffee Solidarisch Handeln – Aroma Zapatista und La gota negra im Gespräch
Wie kann Kaffee solidarisch gehandelt werden? Die Hamburger Kaffeekollektive Aroma Zapatista und La gota negra importieren, verarbeiten und vertreiben Kaffee von sozialen Bewegungen aus Lateinamerika. Dabei werden sie vom Konzept des Solidarischen Handels geleitet, das neben den Kooperativen auch die Selbstorganisation von widerständigen Gemeinden stärken möchte. Das Kaffeekollektiv Aroma Zapatista ist ein Kollektivbetrieb aus Hamburg-Wilhelmsburg, der solidarischen Kaffeehandel mit der zapatistischen Bewegung aus Chiapas/Mexiko sowie der indigenen Bewegung aus dem Cauca/Kolumbien betreibt. La gota negra ist ein Röstereikollektiv aus Hamburg. Sie rösten Kaffee aus widerständigen Gemeinden in Kolumbien, Ecuador und Mexiko, um soziale Kämpfe vor Ort zu unterstützen. In Hamburg sind sie eng vernetzt mit anderen Kollektiven, um gemeinsam solidarische Wirtschaftsstrukturen aufzubauen.
Fotos @Fair Trade Stadt Hamburg
Das Panel
Zu Beginn der Veranstaltung geben die Vertreter:innen der beiden Kollektive einen Überblick über die indigenen Widerstandsbewegungen in Kolumbien und deren demokratischen Strukturen im Kampf gegen Landraub und Entrechtung und für Autonomie. Insbesondere in der verarmten Kaffee-Anbauregion Cauca herrschen Kartelle und Gewalt, und indigene Landschützer:innen und Amtsträger:innen werden regelmäßig ermordet. Im Anschluss wird auch die zapatistische Bewegung und deren alternativer Gesellschaftsentwurf vorgestellt.
Mit ihrer Arbeit möchten die beiden Kollektive gezielt durch den Import von Kaffee diese widerständigen Gemeinden unterstützen, in dem sie möglichst gleichberechtigte, solidarische und direkte Handelsbeziehungen aufbauen. Durch den Direktimport können Gewinnmagen von Zwischenhändler:innen umgangen werden. Diese eingesparten Kosten kommen den Kaffeekooperativen in den Communities zugute, die selbst ihre gewünschten Preise kommunizieren. Den beiden Kollektiven sind langfristige und persönliche Beziehungen sehr wichtig.
Im Zweiten Teil der Veranstaltung gehen sie kritisch auf die Preispolitik des konventionellen Handels, den Fairen Handel als Alternative sowie ihr Konzept des Solidarischen Handels ein. Während der Fair Trade Preis von Fairtrade nach einer Marktanalyse festgelegt werde und der konventionelle Preis an der Börse in New York verhandelt wird. Geht der Solidarisch Handel direkt auf die Preiswünsche der Produzierenden ein. Der Fairtrade Preis ist immer mindestens so hoch wie der Preis an der Börse, liegt allerdings unter dem existenzsichernden Minimalpreis, der für Kolumbien empfohlen wird. Aroma Zapatista hingegen zahlt einen deutlich höheren Preis, kann allerdings so nur ein kleines Marksegment bedienen. Den Soldiarischen Handel verstehen die beiden Kollektive als von folgenden Prinzipien geprägt:
● Persönliche und dauerhafte Beziehungen
● stabiler und höherer Kaffeepreis
● Vorfinanzierung des Rohkaffees
● nicht-gewinnorientiertes Wirtschaften
● Arbeit als Kollektivbetrieb
● Solidarität im gemeinsamen Handel
● Solidarität mit Massenbewegungen und ihrer Selbstverwaltung
● Ökologie
Den Fairen Handel bezeichnen unsere Gäst:innen als wichtig, vermissen jedoch eine Politisierung innerhalb des Ansatzes. Zum Abschluss stellen die beiden Kollektive ihre eigene transparente Preispolitik vor: Während im konventionellen Handel nur ca. 15% des Endverbrauchspreises zwischen Plantagenbesitzer:innen und Arbeuiter:innen aufgeteilt wird, fließen bei Aroma Zaopatista und la gota negra zwischen 30 und 40% direkt in die Kooperativen, die sich aufgrund von langfristigen und gleichbleibenden Beziehungen auf dieses stabile Einkommen verlassen können. Preislich ist der Kaffee noch immer erschwinglich: Während einre konventionelle Tasse kaffee im Schnitt 23 Cent kostet, sind es bei den beiden Kooperativen zwischen 33 und 41 Cent.
Bei der Veranstaltung waren 25 Personen anwesend. Dies ist bei der zweiten Veranstaltung zu Kaffee innerhalb von drei Tagen ein bemerkenswert gutes Ergebnis. Im Anschluss an das Gespräch und den Fragen aus dem Publikum wurden Möglichkeiten besprochen, wie die kleinen Kollektive stärker von der Kampagne unterstützt werden könnten.