Siegerehrung beim 6ten Hamburger Fair Trade Hochschulwettbewerb
Die Covid-19-Pandemie konnte dem sechsten Hamburger Fair Trade Hochschulwettbewerb zum Glück nichts anhaben. Seit Oktober 2020 haben Studierendenteams aus fünf Hamburger Hochschulen Marketing- bzw. Kommunikationskonzepte für je ein Partnerunternehmen aus dem Fairen Handel entwickelt und die Vorzüge der digitalen Welt hervorragend genutzt. Gestern Abend wurde das Siegerteam online gekürt. Gewonnen hat das Team der Hochschule Fresenius, das mit dem Partnerunternehmen EDEKA Niemerszein an den Start ging. Ausgehend von der Vermarktung fairer und kompostierbarer Kaffeekapseln am Point of Sale im Supermarkt haben die Studierenden einen breiten und stimmigen Maßnahmenkatalog erarbeitet, um das vollständige Sortiment fair gehandelter Produkte in Szene zu setzen.
„Ich freue mich sehr, dass wir wieder gemeinsam mit der Fair Trade Stadt den Hochschulwettbewerb durchführen konnten“, sagt Katharina Keienburg von der Innovations Kontakt Stelle Hamburg, die den Hamburger Fair Trade Hochschulwettbewerb vor sechs Jahren zusammen mit der Fair Trade Stadt Hamburg ins Leben gerufen und die Kooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulteams vermittelt hat. Keienburg betont „Obwohl wir unsere Planungen im ersten Lockdown erst einmal auf Eis legen mussten, konnten wir doch fünf engagierte Unternehmen und Studierendenteams für die Kooperation im Wintersemester gewinnen. Letztere haben mit ihren Konzepten gezeigt, wie sehr Unternehmen in der Praxis von der Expertise der Hochschulen profitieren können.“
Fairer Handel als Modell einer zukunftsfähigen Wirtschaftsweise
„In diesem Jahr war es uns von der Fair Trade Stadt Hamburg vor dem Hintergrund der Pandemie besonders wichtig, auf die Produkte des Fairen Handels aufmerksam zu machen und die Nachfrage nach fair gehandelten Produkten anzukurbeln“, sagt Christine Priessner, Koordinatorin der Fair Trade Stadt Hamburg. Die Hintergründe: „Die Menschen in den Ländern des Globalen Südens leiden besonders stark unter den Auswirkungen der Corona-Krise. Viele kleinbäuerliche Betriebe und Werkstätten von Handwerker*innen, die für den weltweiten Markt produzieren, sind durch die Pandemie stark eingeschränkt oder haben schließen müssen“, so Priessner. Anders als hierzulande verlören die Produzent*innen damit ihre gesamte Existenzgrundlage – ohne jegliche soziale Absicherung. „Dabei sind die Produzent*innen des Fairen Handels besser gestellt als viele andere konventionelle Produzent*innen, weil ihnen der faire Handel die Möglichkeit gibt, die Krise besser zu überstehen“, erklärt Priessner. Als Gründe nennt sie, dass Bestellungen im fairen Handel nicht storniert wurden, dass die vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit weiterhin bestehe, und dass die Vorfinanzierung der Produktion nicht in Gefahr geraten sei dank der festen Preiszusagen im Vorfeld. „Der Faire Handel setzt hier schon heute sehr hohe Standards für eine nachhaltige und zukunftsfähige Wirtschaftsweise. Diese müssen noch bekannter gemacht werden“, betont Priessner.
Die Tandems und Themen des sechsten Hamburger Fair Trade Hochschulwettbewerbs
In diesem Jahr gingen fünf Tandems aus Wirtschaft und Wissenschaft an den Start:
- Akademie für Mode und Design – Vita Nova Reformhaus Engelhardt GmbH & Co. KG
- Hochschule Fresenius – EDEKA Niemerszein – Filiale St. Georg
- Hochschule für Angewandte Wissenschaften – Wilhelms im Wälderhaus
- Hochschule Macromedia – Brands Fashion GmbH
- International School of Management – Goldbek Verlag (Sparte FairMail)
Gewonnen hat zum zweiten Mal in Folge die Hochschule Fresenius, die in diesem Jahr für ihr Partnerunternehmen EDEKA Niemerszein ein Marketing-konzept für faire und kompostierbare Kaffeekapseln erstellte. Die neunköpfige Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft, Nicht- Regierungs- Organisation und Verwaltung und auch der Unternehmenspartner waren begeistert von der professionellen Vorgehensweise der Studierenden für „Sustainable Marketing and Leadership“. „Die Studierenden haben die Aufgabenstellung kritisch hinterfragt und weit über das einzelne Produkt hinausgedacht. Die wissenschaftliche Vorgehensweise in der Erarbeitung der Strategie als Grundlage für die konkreten Maßnahmen für unseren Supermarkt hat mich sehr beeindruckt! Wir hatten den Studierenden die Aufgabe gestellt, dass unsere Auszubildenden die Ergebnisse in ihrem Auszubildendenprojekt umsetzen können. Genau das haben wir vor!“ freut sich der EDEKA Niemerszein-Geschäftsführer Volker Wiem, der bereits bei der Prämiere des Hochschulwettbewerbs im Jahr 2015 den ersten Preis gewann. „Die Urkunde hängt noch heute bei uns im Laden in der Langen Reihe. Aufgrund der positiven Erfahrung von damals habe ich auch ohne zu zögern für den Wettbewerb in diesem besonderen Jahr zugesagt“, erinnert sich Wiem.
Den Ersten Platz nur knapp verpasst hat die Hochschule Macromedia, die mit dem Bekleidungshersteller Brands Fashion kooperierte. Die Studierenden erarbeiteten ein Konzept für die Einführung einer neuen Linie für Fairtrade-zertifizierte Yogakleidung in Drogeriemärkten. Das Konzept eignet sich für die Ansprache unterschiedlicher Drogeriemärkte bundesweit. Die Studierenden haben anhand einer profunden Marktanalyse die Bandbreite an Kommunikationsmaßnahmen zu nutzen gewusst und neben Einkäufer*innen auch die Endkund*innen in ihrem Konzept mitgedacht.
Über den dritten Platz konnten sich die Studierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaften freuen, die ihrem Partner, dem Wilhelms im Wälderhaus Online-Wege aufzeigten, um neue Gäste für das Restaurant zu gewinnen. Mit neuen, kreativen Maßnahmen für die sozialen Medien kann das Wilhelms zukünftig besser auf seine regional ausgerichtete Speisekarte und fair gehandelten Getränken aufmerksam machen.
Das analoge Produkt „Postkarte“ entdeckten die Studierenden der International School of Management für sich neu. Für den Goldbek Verlag erarbeiteten sie neue Online-Bestellwege für die Einkäufer*innen der fairen Postkartenreihe „FairMail“. Neue Highlights im Onlineshop geben den Einkäufer*innen mehr Hintergründe zu den jugendlichen Fotograf*innen aus Südamerika und zum Fairen Handel.
Das Team der Akademie für Mode und Design untersuchte, welche Zielgruppen des Reformhauses Engelhardt für fair gehandelte Produkte gewonnen werden können. Dabei legten sie ihren Fokus auf eine jüngere Zielgruppe und schlugen Maßnahmen im Bereich Social Media und Workshops vor.
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank gratuliert
Die Preisverleihung konnte nicht, wie in den letzten Jahren im Rathaus stattfinden, sondern wurde online durchgeführt.
Schirmherrin ist Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. In Ihrem Grußwort sagt Fegebank: „Dass der Wettbewerb jetzt bereits zum sechsten Mal stattfinden kann, freut mich sehr. Hamburg hat viele zukunftsfähige Firmen, hoch engagierte Studierende und bereits eine hohe Sensibilität für nachhaltige Themen und den Fairen Handel. Dies wollen und müssen wir weiter ausbauen. Der Fair Trade Hochschulwettbewerb trägt hierzu einen entscheidenden Teil bei. Ich gratuliere den Preisträger*innen herzlich.“
Der Hamburger Fair Trade Hochschulwettbewerb wird von der Fair Trade Stadt Hamburg und der Innovations Kontakt Stelle Hamburg durchgeführt.
Sechster Hamburger Fair Trade Hochschulwettbewerb „Hamburg! Handelt! Fair! – Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam für den Fairen Handel“
Fair Trade Stadt Hamburg und Innovations Kontakt Stelle Hamburg haben den Hochschulwettbewerb gemeinsam vor sechs Jahren ins Leben gerufen, um den Fairen Handel in Hamburg zu stärken und Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen zu initiieren.
Hamburg! Handelt! Fair! bringt Hochschulen und Wirtschaft zusammen, um für die Praxis anwendbare Ergebnisse zu erzielen. Zudem stellt er Unternehmen, die ich für den Fairen Handel engagieren bzw. zukünftig aktiv(er) werden möchten, der Öffentlichkeit vor und sensibilisiert die Studierenden für die Aufgaben und Hintergründe eines gerechten Welthandels. Bisher haben 27 Unternehmen und acht Hochschulen mit über 520 Studierenden am Wettbewerb teilgenommen.
Damit soll auch in Coronazeiten nicht Schluss sein! Daher laden wir Sie herzlich ein auch, in diesem Jahr dabei zu sein. Aufgrund der aktuellen Situation müssen wir natürlich sehr flexibel planen und bitten Verständnis dafür zu haben, dass wir noch nicht alle Termine nennen können und ggf. im Laufe des Wettbewerbs Vor-Ort-Veranstaltungen zu Offline-Events umgestaltet werden müssen (umgekehrt würde es uns natürlich freuen!).
Jeweils ein Hochschulteam entwickelt im Rahmen eines Seminares im Wintersemester 2020/2021 für ein Partnerunternehmen.
- ein Konzept zur Verbesserung der Kommunikation bereits angebotener fairer Waren und zur Steigerung deren Absatzes (Schwerpunkt: Marketing/Kommunikation)
oder - eine Analyse inwiefern die Einführung fair gehandelter Produkte für das Unternehmen geeignet ist (bestehender Produkte oder Neuentwicklung). (Schwerpunkt: Strategische Produkteinführung)
Das Konzept wird nach den individuellen Gegebenheiten, Ressourcen und Zielgruppen des Unternehmens ausgerichtet. Die Ergebnisse werden von einer Jury in einem Pitch bewertet und die Siegerteams zum Abschluss im Rathaus gekürt. Es werden voraussichtlich sechs Kooperationsprojekte parallel umgesetzt.
Initiatorinnen
Die Fair Trade Stadt Hamburg und die Innovations Kontakt Stelle Hamburg möchten mit dem Projekt zur Stärkung des Fairen Handels in der Metropolregion Hamburg sowie der Zusammenarbeit und Vernetzung der beteiligten Akteuren/-innen aus Wirtschaft und Wissenschaft beitragen.
Schirmherrschaft
Für 2020 ist Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin und Senatorin der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung der Freien und Hansestadt Hamburg, für die Schirmherrschaft angefragt.
Zeitraum
Von September/Oktober 2020 bis Dezember 2020 bzw. Januar 2021. Der genaue zeitliche Rahmen ist von den Semesterzeiten der Hochschulen abhängig und wird individuell mit den Unternehmen abgestimmt.