Bericht vom

GWÖ-Salon: „Wirtschaft und Transparenz – Ein Lieferkettengesetz als nächster Schritt?

In Kooperation mit Hamburger Initiative Lieferkettengesetz

28.11.2019, 19:00 – 21:30 Uhr ThoughtWorks, Großer Burstah 46-48, 20457 HH

Unser letzter Salon in diesem Jahr fand in Kooperation mit der Hamburger Initiative Lieferkettengesetz statt und wurde vom ThoughtWorks Hamburg mit Raum und Verpflegung unterstützt. Knapp 30 Gäste kamen an diesem Abend zusammen um nach dem jazzigen Intro über Lieferketten unterschiedlicher Branchen und über ein mögliches Gesetz zu diskutieren.

Dafür waren Hanna Brüning, Projektkoordinatorin bei Lemonaid & ChariTea e.V., Verena Kaiser, Bildungsreferentin bei Nager IT e.V. und Rabea Schafrick, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Brands Fashion GmbH auf dem Podium. Dr. Thomas Dürmeier, Geschäftsführer von Goliathwatch e.V. und Vertreter der Hamburger Initiative Lieferkettengesetz vervollständigte die Runde. Durch den Abend führte Dr. Anke Butscher, CR und GWÖ Beraterin.

Die Initiative Lieferkettengesetz ist ein bundesweiter Zusammenschluss zahlreicher Organisationen mit dem Ziel, Unternehmen rechtlich dazu zu verpflichten, entlang der gesamten Lieferkette Menschenrechte zu achten und Umweltzerstörung zu vermeiden. Mit dem Gesetz werden besonders größere, transnational agierende Unternehmen (mit ausübender Geschäftstätigkeit in DE) mit einer Mitarbeitendenzahl von min. 250 Menschen angesprochen. Anders als bisher, verlangt das Gesetz, dass  Unternehmen bei Verstößen rechtlich belangt werden können und somit Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müssen.

Gleiche Spielregeln für alle wünscht sich auch das Unternehmen für nachhaltige Berufsbekleidung Brands Fashion, die ihr Engagement im Textilbündnis z.B. freiwillig angehen. Sie nutzen Siegel und Zertifikate als Referenzen und setzen auf langjährige Geschäftsbeziehungen zu ihren Lieferant*innen. Es wurde deutlich, dass ein Lieferkettengesetz eindeutig zu mehr Fairness beitragen würde gegenüber den Firmen, die sich bereits freiwillig engagieren.

Der Verein Nager IT zeigt in einem dateillierten Schaubild auf, wie komplex die Lieferkette einer Computermaus ist. Außerdem konnte Verena Kaiser von der generellen Problematik der Produktion und Entsorgung elektronischer Geräte berichten und von den Herausforderungen, die komplette Produktionskette fair zu gestalten.

Da gestaltet sich die Teebranche bzw. Getränkeherstellung etwas übersichtlicher. Hannah Brüning reist regelmäßig zu den Produzent*innen und Initiativen von Lemonaid und ChariTea, um gemeinsam mit ihnen an den Herausforderungen vor Ort  zu arbeiten. Aktuell unterstützt der Verein 31 lokale Initiativen in Afrika, Asien und Lateinamerika um dort Menschen den Zugang zu unabhängigen, selbstbestimmten & nachhaltigen Lebensgrundlagen zu ermöglichen. Positiv wird von Lemonaid wahrgenommen, dass vereinzelt von größeren Einkäufer*innen Umwelt- und Sozialkriterien gefordert werden, so dass hier für Lemonaid ein Lernprozess hin zu mehr Transparenz gestartet ist, der für beide Seiten mehr Klarheit bringt.

Sowohl auf dem Podium als auch im Publikum waren sich viele Gäste einig, dass es elementar sei, gemeinsam mit den Menschen in den Produktionsländern an Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und ökologischen Nachhaltigkeit in den Lieferketten zu arbeiten. In diesem Zusammenhang wurden Zertifikate, z.B. FWF und auch Siegel wie z.B. Fairtrade in Frage gestellt, da diese nicht unbedingt existenzsichernde Löhne garantieren können. Jedoch ist zu betonen, dass sich z.B. der Faire Handel als Prozess dahingehend versteht, die Arbeitsbedingungen langfristig zu verbessern. Ein Lieferkettengesetz wäre dazu eine wirkungsvolle Regulierung, die hilft, die Herausforderungen der Produzent*innen besser kennenzulernen und Risiken entlang der gesamten Lieferkette besser identifizieren zu können.

Abschließend wurde festgehalten, dass unabhängig von einem Lieferkettengesetz, die Arbeit von kleinen und mittelständischen Unternehmen wichtig sei, die sich für faire Lieferketten einsetzen. Außerdem sei eine politische Positionierung von Unternehmen aber auch von Bürger*innen erforderlich um Druck auszuüben. Bündnisse und Unternehmensinitiativen können helfen, um Forderungen zu bündeln. Letztlich können auch Konsument*innen durch ihre Kaufentscheidung einen Beitrag zu faireren Lieferketten leisten, jedoch ersetzt dies kein Gesetz.