“Investitionen in faire Rohstoffgewinnung und Produktion belohnen“
Faire Woche in Hamburg eröffnet – Informationstechnologie soll
fairer werden

 

Der Auftakt der Fairen Woche in Hamburg war ein voller Erfolg: Mehr als 30 interessierte Menschen kamen am 14.9. um 10 Uhr zum Fachgespräch zu sozialverträglicher IT-Beschaffung für Verwaltung und Hochschule zusammen.

Sozialverträgliche IT-Beschaffung ist eine große Herausforderung. Denn: die IT-Wertschöpfungskette ist sehr komplex, um sie komplett fair auszurichten. Lena Becker von Nager-IT macht es deutlich mit einem „Schaltplan“ einer vermeintlichen fairen IT-Maus. Auf den 1. Blick wirkt eine IT-Maus nicht sehr komplex und lässt hoffen, dass sie zu 100% fair herstellt werden kann. Jedoch sind „nur“ ca. 2/3 der Mau bisher fair. Am Rest muss Nager-IT noch arbeiten, denn z.B. der Abbau von seltenen Erden bzw. die Gewinnung von Konfliktrohstoffen sind eben sehr konfliktreich. Auch die Herstellung des Gehäuses der Maus ist problematisch, denn das Gehäuse wird aus Zuckerrohr hergestellt, jedoch findet sich noch kein geeigneter Fairhandels-partner für die Produktion.

Die Fertigung von Informations- und Kommunikationsgeräten ist ohne wesentlichen Kontrollmechanismus in Billiglohnländer ausgelagert worden. WEED e.V. bestätigt, dass die Arbeiter_innen dort Überstanden machen wollen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es fehlen meist Gesundheits- und Sicherheitsstandards, was in dieser Branche höchst prekär ist,  denn es wird mit giften Dämpfen und Stoffen gearbeitet.  Auch wird die Branche als gewerkschaftsfeindlich beschrieben. Meist ist es so, dass der Verhaltenskodex der Hersteller sich nur auf die 1. Fertigungsstufe bezieht. Es fehlt noch die Transparenz über die Herkunft der Rohstoffe und es wird nach wie vor von ausbeuterischer Kinderarbeit in der Rohstoffgewinnung berichtet.

Aber dennoch sind gute Ansätze z.B. von Dataport vorhanden, um einer ausbeuterischen Herstellung von IT-Geräten vorzubeugen bzw. wurden bestimmte Maßnahmen eingeführt. Dataport verlangt halbjährliche Berichte der Bieter (Systemhäuser) und derer Produzenten, um das Bemühen zur Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen sicherzustellen.

Herr Lehner von IT.Niedersachsen bringt es auf den Punkt: Viele interessiert das Thema (noch) nicht und er empfiehlt den anderen Kommunen bzw. der Stadt Hamburg, es einfach auf höherer Ebene anzusiedeln und einfach auszuprobieren. Man sollte sich im Vorfeld gut informieren, z.B. in Niedersachsen und man sollte sich gut auf die Nachfragen der Presse vorbereiten, aber mit Mut kann es ein Selbstgänger werden.

Die Einschätzung und die Motivation von Jens Lehner macht Mut und die Koordinatorin von Fair Trade Stadt Hamburg erhofft sich aus der Diskussion, dass die Verantwortlichen der Strategischen Beschaffung Hamburg die Liste der kritischen Warengruppen auf IT erweitern.

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Fotos von Alexander Hagmann

Pressemitteilung